Ursprünglich wollten wir am Dienstag, den 9. November 2021 eine Stolperschwelle auf dem Gehweg der Schanzenstraße am Eingang zur Ganztagsgrundschule Sternschanze verlegen. Leider hatte die DHL das Paket durch Deutschland transportiert, nur nicht zur Hamburger Adresse. Der Fehler wurde korrigiert, so dass jetzt für Sonntag, den 14. November 2021 um 10:30 Uhr geplant ist, sie zu verlegen. Darüber wollte ich Sie als unmittelbare Nachbarn nur informieren.
Was ist eigentlich eine Stolperschwelle?
Die Stolpersteine werden Ihnen bekannt sein. Auf Höhe der Schanzenstraße 117 erinnert z. B. einer an Jenny Eckstein. Sie erinnern alle an NS-Opfer von 1933 bis 1945. Auf dem Stein steht der Name, das Geburtstag und der Tag der Ermordung. Eine Schwelle bezieht sich auf eine größere Gruppe von Personen und führt in diesem Fall keine Namen auf, sondern den Anlass, an den erinnert werden soll.
Um was es geht, hatten wir bereits informiert: Es geht um die 13 Schülerinnen und Schüler der Israelitischen Töchterschule aus der Karolinenstraße 35. Sie wurden nach Schließung der jüdischen Schule zum 30. Juni 1942 zwei Wochen später über die Schule Schanzenstraße am 15. und 19. Juli 1942 nach Theresienstadt, zusammen mit 1.700 Menschen, deportiert.
Am vergangenen Dienstag, den 9. November 2021, hatten wir auf dem Platz vor dem Vereinshaus des SC Sternschanze an die November-Pogrome 1938 und eben an die deportieren Schüler/innen erinnert. Gesprochen hatte u.a. die Schulleiterin der heutigen Ganztagsgrundschule Sternschanze, Svenja Hohnke. Sie erzählte u.a. über Ruth und Manfred Meiberg, die im Kleinen Schäferkamp 32 wohnten, kaum 200 Meter von Ihrem Haus entfernt. Ruth war 10, Manfred acht Jahre, als sie deportiert wurden. Die damalige jüdische Schule im Karolinenviertel ist heute eine Gedenkstätte. Deren Leiterin, Anna vom Villiez, erzählte von Daniel Cohen, der mit seiner Familie in Altona wohnte. Er war sieben Jahre alt.
Kevin Hale war aus den USA gekommen und sprach auch auf der Kundgebung. Sein Vater hörte 1939 noch auf den Namen Klaus Heilbut und ging in die jüdische Werkschule in der Weidenallee 10 bc. Klaus Heilbut, später Hale, überlebte mit seiner Mutter den Holocaust. Kevin Hale nahm in u.a. auf seinen Vater Bezug, der dieses Jahr mit 99 verstorben war. „Seine Botschaft war, dass die jüngere Generationen nicht für die Verbrechen ihrer Eltern verantwortlich sind: Seid wachsam, aber seid auch freundlich zueinander.“
Die Verlegung der Stolperschwelle am Sonntag wird nur kurze Zeit dauern. Sie ist so breit wie der übliche Stein (10 cm), hat aber eine Länge von 50 cm, wie eine übliche Gehwegplatte (50 x 50 cm). Sie Schwelle bezieht sich auf einen traurigen und schmerzhaften Anlass unserer Geschichte. Sich dessen bewusst zu werden, ist Mahnung, dass sich das nie wiederholen darf. Dafür waren wir am Dienstag auch auf dem Platz und gingen sehr freundlich auseinander.