Im Rahmen der Recherchen waren wir auf die Geschichte der Vertreibung von Heimann Freundlich gestoßen, der sein Geschäft einst in der Agathenstraße 7 hatte. Im Hamburger Staatsarchiv haben wir uns den Vorgang genauer angesehen. Heimann Freundlich wurde gezwungen, sein Geschäft aufzugeben. Sein Schwager schrieb 1949: Er “war gelernter Klempner, hatte das Klempnermeisterexamen bestanden und hatte viele Jahre sein eigenes Geschäft.” Das Geschäft musste er durch die “Hitlerverfolgungen” zum 31. Dezember 1938 einstellen. Seine Partnerin, Meta Freundlich, “hatte als Verkäuferin gelernt…. Seit dem Bestehen des eigenen Geschäftes des Ehemanns hatte sie im Geschäft mitgearbeitet und insbesondere die Buchhaltung … erledigt.” Auch sie verlor mit der erzwungenen Einstellung des Unternehmens ihre Existenzgrundlage. Gewohnt hatte beide lange in der Eimsbütteler Chaussee 15. Später zogen sie in die Bellealliancestraße 60. Beide wurden am 8. November 1941 nach Minsk deportiert und haben nicht überlebt.
Bisher war uns nicht bekannt, dass Arnold Zeckendorf nach der Deportation aus der Agathenstraße 3 einige Tage alleine in dem Haus gelebt hatte. Alle jüdischen Menschen, die dort außen ihm gewohnt hatten, waren am 15. Juli 1942 über die Schule Schanzenstraße nach Theresienstadt verschleppt worden. Nun schrieb uns aber eine Angehörige, und teilte uns folgendes mit: “Arnold Zeckendorf …, musste dorthin im Frühjahr 1942 umziehen und bewohnte ein Einzelzimmer im Hochparterre mit Küchenbenutzung. Die anderen Bewohner waren teils gestorben, teils bereits deportiert, so dass Arnold zuletzt dort allein gewohnt hat. Die anderen Zimmer in der Wohnung waren bereits von der Behörde versiegelt worden, weil hier Hausrat von deportierten Juden lagerte. Auch er erhielt einen Deportationsbefehl datiert auf den 18.7.1942. Vermutlich mit Hilfe des befreundeten Arztes gelangte er an Gift und beging Selbstmord. An Arnold erinnert ein Stolperstein in der Hohen Weide 4, seine letzten frei gewählten Wohnadresse.”
Die Lage war aus Sicht von Arnold Zeckendorf aussichtslos. Aber wir können heute etwas tun: In dem wir unsere Meinung sagen, Haltung zeigen, Antisemitismus nicht tolerieren. Wir finden, es muss sogar sein. Weil es immer noch Menschen gibt, die sich wegducken oder schlimmer noch: den Holocaust verleugnen. Und das ist der Nährboden für neue nazistische Umtriebe.
Es wäre schön, wenn viele Bewohnerinnen und Bewohner am 9. November um 16.30 Uhr vor der Agathenstraße 3 zusammenkommen, und um 18.30 Uhr auch zur Kundgebung Kleiner Schäferkamp 48.