Über 1.700 jüdische Menschen wurden am 15. und 19. Juli 1942 nach Theresienstadt/ Terezin in der Tschechoslowakei über die Schule Schanzenstraße deportiert. Die Schule war eine Sammelstelle in Hamburg, von der Hunderte, die vor allem aus den so genannten Judenhäusern im Grindelviertel (wie z.B. Bundesstraße 43, Laufgraben 37) und zwischen Schlump und dem Bahnhof Sternschanze (Kleiner Schäferkamp 32, Agathenstraße 3 und Schäferkampsallee 25, 27, 29) kamen. Bereits Ende 1938 gab es Deportationen aus dem Schanzenviertel an die polnische Grenze, ab 1941 nach Minsk/Belorussland und Riga/Lettland. Sie alle waren Nachbarn in der Bartelsstraße, Schulterblatt, Susannenstraße, Lippmannstraße und anderen Straßen.
2022 jähren sich zum 80. mal diese Deportationen. Sie sollten der „Entjudung Deutschlands“ dienen, indem jüdische Menschen millionenfach in die Vernichtungslager zu ihrer Ermordung verfrachtet wurden. Es starben aber auch die Menschen massenhaft in den Ghettos wie Theresienstadt/Terezin. Anlässlich dieses Jahrestages führen wir am 15. Juli 2022 auf dem Schulhof der heutigen Ganztagsgrundschule eine Kundgebung durch. Im Anschluss wollen wir eine Erinnerungstafel mit den Namen der über 1.700 Deportierten am Haupteingang der Schule an der Altonaer Straße anbringen.
Die Erinnerung an die Verbrechen der NS-Zeit hat in der Politik und der Hamburger Stadtgesellschaft einen hohen Stellenwert. Wir lehnen jeglichen Antisemitismus, Rassismus und Antiziganismus ab. Erinnern bedeutet heute, sich zu informieren, sich eine Meinung zu bilden und Haltung einzunehmen. Es gibt politische Kräfte im rechten Lager, die in alltäglichen Losungen ihre antisemitische Sichtweise verbreiten. Die Wortwahl ist heute nicht mehr so offensichtlich brutal wie einst, aber sie verfolgen das gleiche Ziel: eine rassistische und völkische Sichtweise von der „weißen“ Besonderheit und der Zuweisung von Schuld an andere Menschengruppen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, religiöser Haltung und Identität. Dagegen wollen wir Stellung beziehen.
Wir laden Sie zur Kundgebung ein, um an den 80. Jahrestag der Juli-Deportationen 1942 zu erinnern. Wir wollen damit auch ein Zeichen gegen Antisemitismus, Rassismus und Antiziganismus setzen.
Unterstützer:innen: SC Sternschanze, ETV Hamburg, Mieter helfen Mieter, Geschichtswerkstatt Eimsbüttel, St. Pauli-Archiv, Initiative Dessauer Ufer, Medienpädagogik Zentrum Hamburg (MPZ) , AK Distomo, Schanzenbuch, Marc Meyer, Rechtsanwalt, Christa Fröhlich-Dithmer, Geschäftsführerin Montessori Kinderhaus und Schule Monaddrei, Initiative Kein Vergessen im Weinviertel, VVN/BdA Hamburg, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Eimsbüttel, Standpunkt.Schanze e.V.