Deportiert am 10. März 1943, Heinrich Schwarz, Weidenstieg 10

Liebe Nachbarn, Heinrich Schwarz war ein jüdischer Nachbar, der in der NS-Zeit im Weidenstieg 10 als Mieter wohnte. Auf dem Gehweg vor Ihrem heutigen Gebäude erinnert ein Stolperstein  an ihn. 

Am 10. März 1943 wurde er nach Theresienstadt/Terezin in der CSR, rund 65 km nördlich von Prag, deportiert. Zu diesem Zeitpunkt musste er bereits in einem so genannten Juden- haus der Beneckestraße 2 (heute Allende-Platz im Grindelviertel) leben, in den Räumen der ehe- maligen Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburgs. Die Straße gibt es heute auch nicht mehr. Jetzt ist dort der Uni-Campus.  Vermieter konnten mit dem Hinweis “Jude” unmittelbar das Mietverhältnis kündigen, wenn eine anderweitige Unterbringung nachgewiesen werden konnte. Dazu waren diese “Judenhäuser” entstanden. Mit der Kündigung der Wohnung gab es auf dem gleichen Zettel die Einweisung in eines dieser Häuser.  

Heinrich Schwarz wurde am 18. Dezember 1903 geboren. Insgesamt wurden  51 jüdische Menschen am 10. März 1943 von Hamburg nach Theresienstadt/Terezin verschleppt. Die Verschleppten lebten alle in den “Judenhäusern” in der Bornstraße 22, der Rutschbahn 25a, der Beneckestraße 2 und 6, Laufgraben 37, Schäferkampsallee 25/27 und 29 oder in der Grindelallee 21/23. Das Haus war für alle in der Nachbarschaft außen sichtbar mit einem “J” gekennzeichnet. 

Am 12. März 1943 kam er in Theresienstadt/Terezin an. In der ehemaligen tschechischen Garnisonsstadt herrschten furchtbare Bedingungen. Die Versorgung war schlecht und Krankheiten führten auf Grund nicht vorhandener Medikamente zum Tod, wie Fleckentyphus, was durch Läuse übertragen wurde. Die meisten nach Theresienstadt Deportierten wurden im Laufe des Jahres 1944 nach Minsk, Auschwitz und Treblinka gebracht, wo sie ermordet wurden. Am 28. September 1944 wurde Heinrich Schwarz weiter nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet.

Kundgebung am 12. März 2023 vor der Bornstraße 22

Anlässlich des 80. Jahrestags der Deportation findet vor der Bornstraße 22 eine Kundgebung am Sonntag, den 12. März 2023 um 15 Uhr statt, an deren Zustandekommen ich mich aktiv beteilige.  Der unmittelbare Grund: eine der damals Verschleppten, Ruth Geistlich, lebt bis heute in unserer Stadt. Zu den damals Überlebenden gehörte auch Ella Michel (gest. 2014), die von Theresienstadt nach Auschwitz verschleppt worden war. Sie arbeitete und wohnte vor dem 10. März 1943 im Israelitischen Krankenhaus, das damals seinen Standort in der Schäferkampsallee 29 hatte. Eines ihrer Enkelkinder wird am 12. März 2023 an der Kundgebung teilnehmen.

Mit der Kundgebung soll an damals erinnert werden. Wir wollen aber auch unsere antirassistische Haltung zum Ausdruck bringen. Unsere Gesellschaft verurteilt heute den Antisemitismus.  Der Anschlag auf die Synagoge in Halle 2019, die spätere Ermordung von Menschen mit migrantischer Herkunft oder aktuell die Schüsse vom November 2022 auf das  ehemalige Rabbinerhaus an der Alten Synagoge 2022 in Essen zeigen das bedrohliche Potenzial rechter Gruppen deutlich auf. Oder die jüngsten Festnahmen von so genannten Reichsbürgern. In deren Gedankengut wurzeln antisemitische Verschwörungs- erzählungen. Deren Überzeugung, dass Deutschland von einem sogenannten „Deep State“ regiert wird, baut auf jahrhunderte alte Erzählungen auf, in denen Jüdinnen und Juden immer wieder als „Strippenzieher“ denunziert wurden, die im Verborgenen angeblich eine Verschwörung betreiben sollen. 

Mehr über die Hintergründe, die Deportierten erfahren Sie auch über die Web-Seite https://bornstrasse22.WordPress.com. Ich würde mich freuen, wenn Sie teilnehmen.

Hier das Info als pdf.

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