„Der Rathausmarkt, bis vor drei Tagen Adolf-Hitler-Platz genannt, war voller befreiter Zwangsarbeiter mit ihren Nationalfahnen. Da standen große Gruppen von Hölländern, Jugoslawen, Franzosen, Polen, Norwegern und die anderen, die alle sofort nach Hause wollten,“ schrieb Hellmut Kalbitzer über diesen Tag auf dem Hamburger Rathausmarkt.
Die Hamburger Behörden hatten am 4. Mai 1934 gegenüber Vertretern der britischen Admlnstation falsche Angaben zur Anzahl der Zwangsarbeitslager und deren Insassen gemacht. Sie sprachen von 370 „Ausländerlagen“, in denen 45.000 „nichtdeutsche“ Arbeiter untergebracht sein. Die britischen Soldaten, die extra für die Zwangsarbeiter eingerichteten Division eingeteilt waren, ermittelten bis zum 10. Mai 1945 insgesamt 571 Lager mit 110.000 ausländischen Arbeitern, Kriegs- und KZ-Gefangenen.
Die Besatzungsbehörde verfolgten das Ziel, die 571 Lager zu reduzieren, kleinere zu schließen und die ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiterm in wenige Lagern zu sammeln. Die großen Lage wurden in zwei Typen unterteilt, so genannte „Transit Camps“ und „National Camps“. Die „National Camps“‘ waren so angelegt, dass in ihnen die Arbeiter/innen leben sollte, wo man von einem längeren Zeitraums des Verbleibs ausging. Es wurden insbesondere feste Gebäude gewählt wie z.B. in Kasernen.
Die Bereitschaft der Hamburger, für die ehemaligen Zwangsarbeiter, Kriegsgefangenen und KZ-Insassen war nach Darstellung der britischen Verwaltung hoch: „Die Reaktionn auf einen Radio-Aufruf freiwillig übergebene Kleiderstücke genügt für 100.000 Männer, 20.000 Frauen und 2.000 Kinder“, notiert das 609 Detachment Military Goverment am 8. Juni 1945.
Der Rassismus der deutschen Behörden war auch nach der Befreiung geblieben. Der Senat beschwerte sich über das Verhalten der ehemaligen Lagerinsassen und forderte deren Internierung in großen geschlossenen Lagern. Ein Beispiel war z.B. das Verhalten der Schulleiterin Emma Lange von der Schule Schanzenstraße nach der Befreiung, in dem sie sich über eine die Italiener beschwerte.
Das Lager Zoo wurde zum wichtigsten Transitlager in Hamburg. Als Zoo bezeichnete man damals jenen Teil von Planten un Blomen, auf dem heute die Messehallen stehen. Bis 1945 waren zwischen Karolinenstraße, Jungiusstraße und Bei den Kirchhöfen zwei Zwangsarbeitslager mit insgesamt 22 Wohnbaracken. Es gab bis dahin das sogenannte DAF-Lager „Dammtor“ mit 16 Baracken und das Lager „Bei den Kohlhöfen“ mit sechs Baracken, dass von Blohm & Voss betrieben wurde. Nach der Befreiung vereinigte die Briten zum DP Assembly Centre Zoo.
Von Mai bis Juli 1945 wurden 35.000 sowjetische Soldaten in die Heimat transportiert. Im Juli wurden danach über das Lager Zoo 4.000 polnische Menschen zurückgeführt.
Zwischen dem 25. Juli 1945 und dem 31. August fungierte das Lager Zoo als Ausgangslager für die rund 31.000 italienischen Menschen aus Hamburg und Schleswig-Holstein. Die italienischen Menschen waren auf 42 Lager verteilt.
Am 13. und 14. Juli 1945 kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen die italienischen Militärinternierten und deutschen Rassisten. „Mitte Juli motivierte ein Zusammenstoß zwischen italienischen DP (deplaned Person) und den Deutschen, der zwar kein großes Ausmaß erreichte, aber auf die Möglichkeit künftiger ähnlicher Zusammenstöße verwies die Verantwortlichen dazu, den Plan einer umfassenden und beschleunigten Repartiierung von Italiener zu entwickeln. Der Det-Befehl, in sieben Nächten zwischen dem 25. Juli und 15. August jeweils 2.000 Italiener pro Nacht am Hamburger Hauptbahnhof zu verladen.“