Emma Lange, NSDAP und Schulleiterin von 1943 bis 1957

Emma Lange war am 2. November 1891 in Hamburg geboren. Sie wurde 1932 Schulleiterin der Mädchenschule Schanzenstraße 105, nach dem der amtierende in Rente gegangen war. Damals waren mit Emma Lange zwölf Lehrerinnen und drei Lehrer im Kollegium an der Schule. Mit der Machtübernahme der NSDAP 1933 wurde ein neuer Schulleiter bestellt. Sie wurde aber während des Krieges 1943 wieder zur Schulleiterin berufen, die sie faktisch seit 1942 ausübte, da der Schulleiter zur Wehrmacht eingezogen worden war.

Emma Lange war in der NS-Zeit Gauverantwortliche für Mädchenerziehung im faschistischen Lehrerverband, NSLB, in Hamburg und einige Jahre Mitarbeiterin der Reichszeitung (NS-Mädchenerziehung). Sie war seit dem 1. Mai 1933 Mitglied des NSLB, in der NS-Frauenschaft ab dem 1.Juni 1934, in der Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) war sie seit 1934. Am 1. Mai 1937 trat sie in die NSDAP ein. Von Mai 1933 bis April 1937 gab es ein Aufnahmestopp für die NSDAP. Am 20. April 1937 wurde eine Lockerung beschlossen. Es sollten die Personen aufgenommen werden, „die durch ihre Haltung und Betätigung in den Jahren seit der Machtübernahme des Führers eine Anwartschaft auf Aufnahmen in die NSDAP erworben haben.“ Weiter hieß es in der Anordnung, dass die „Verpflichtung besteht, in jedem Fall das Aufnahmegesuch jedes Volksgenossen darauf zu prüfen, ob er nach seiner politischen Zuverlässigkeit, nach seiner charakterlichen Haltung und nach seiner weltanschaulichen Gesinnung geeignet ist, in die politische Gemeinschaft der Partei berufen zu werden.“(Jürgen Falter, Hitlers Parteigenossen). Das Emma Lange unmittelbar nach der Aufhebung in die Nazi-Partei ihre Mitgliedschaft beantragte, sagt sehr viel über ihren Charakter aus. Keiner hatte sie dazu gezwungen.

Emma Lange war auch seit 1933 mit „Einzelvorträgen im Rahmen der Lehrerfortbildung und in Schulungslehrgängen auch in der Lehrerinnenfortbildung“ aktiv. So schrieb sie in ihrer Gauverantwortlichen Funktion für die Mädchenerziehung im NSLB 1936 in der Hamburger Lehrerzeitung (HLZ)  „Die neue Mädchenerziehung steht vor der Aufgabe, echtes Frauentum, auf das allein die Pflichten der Frau im Volke und in der Familie gestellt sind, zu bilden. In den Hamburger Volksschulen für Mädchen zeigt sich heute viel ernstes Mühen, durch Erziehung zu rassisch-völkischem Denken und Handeln den Sinn für Rassereinheit schon mit der heutigen Jugend tief in der Volksseele zu verankern. Aus der Verbindung der Schule mit den feierlichen Anlässen an den großen Tagen der Nation und aus den vielen kleinen stimmungsvollen Volkstumsfeierstunden erwächst ein Wachsein für viele Frauen unseres Volkes, eine langsame Vertiefung nationaler Gesinnung. Vielerlei praktische Versuche beweisen den ernsten Willen, alles Werkschaffen der Mädchen in der Volksschule so auszurichten, daß schon hier die Grundlage für eine gesunde Entwicklung hausmütterlicher Fähigkeiten vorbereitet werde; es soll Untüchtigkeit der Frauen bei den ihnen allen gemeinsamen Aufgaben mehr und mehr ausgeschaltet werden.“

Im April 1942 war sie an der Ablehnung der Übernahme von Schülerinnen und Schüler aus der Israelitischen Töchterschule aus der Carolinenstraße beteiligt. Mit üblen antisemitischen Argumente wurden deren Aufnahme in die Schule Schanzenstraße verweigert. Im September 1943, immer noch in Stellvertretung des Schulleiters, bescheinigt sie einem Lehrer: „Seinen Schülerinnen war ein gütiger Lehrer, der sich eifrig bemüht hat, die Mädchen im besten Sinne der nationalistischen Weltanschauung zu fördern.“ Schaut man sich die Vita der betreffenden Person an, dem das „gütige“ bescheinigt wurde, so war er ein fanatischer Nazi und wiederholter Delegierter zu NSDAP-Parteitagen.

Sie beteiligte sich an der Hetze gegen die italienischen Militärinternierten, die in der Schule kaserniert waren. Vor 1945 aktiv gegen die Kriegsgefangenen Italienern, nach der Befreiung war sie angepasster Form daran unter den neuen Verhältnissen beteiligt. Wie ein roter Faden zog sich in der Darstellung der Schulgeschichte nach 1945 durch, dass Emma Lange die Verwüstung der Schule vor den „Italienern“ gerettet hätte.

1943 wurde sie wieder Schulleiterin. Bei der Entnazifizierung, so schrieb Hans Peter De Lorent, dass sie falsche Angaben machte. Sie konnte aber bereits 1945 wieder in ihrer alte Schule das gleiche machen wie bis 1945. Die Protokolle der Lehrerkonferenzen nach 1945 besagen, dass sie komplett dem Geist von gehorchen und befehlen zugetan war. 1957 scheidet sie aus dem Schuldienst aus. Ihr folgt Ingrid Möller, wie Emma Lange in der NSDAP.

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