Wir möchten Sie zu einer kleinen Erinnerung an Nachbarn einladen, die in der Lerchenstraße 14 im Hinterhaus wohnten. Der als Kraftfahrer tätige Constantin Schwarz lebte hier mit seinen Söhnen Albert, Ruwald, Otto und Fred. Alle wurden vor 80 Jahren, am 18. April 1944, von Hamburg nach Auschwitz deportiert, weil sie Sinti waren. Constantin, Ruwald,Albert, Fred und Otto überlebten nicht. Die beiden jüngsten Söhne, Fred und Otto, waren zum Zeitpunkt ihrer Deportation 11 Jahre alt. Die Wohngebäude in der Lerchenstraße 14 wurden im Krieg zerstört.
Wir möchten an Familie Schwarz erinnern und laden Sie zu einem kleinen Treffen ein am:
Donnerstag, den 18. April 2024, 18 Uhr vor dem Eingang Lerchenstraße 12/Eingang Gunskehöfe
Am 18. April 1944 fand die dritte Deportation von Sinti*zze und Rom*nja aus Hamburg statt. Bereits am 16. Mai 1940 wurden Hamburger Roma und Sinti deportiert, am 11. März 1943 erfolgte ein weiterer Transport. Insgesamt wurden rund 1.700 Roma und Sinti aus der Hansestadt verschleppt.
Im Vernichtungslager Auschwitz wurden Constantin Schwarz und seine Söhne im eigens für Sinti*zze und Rom*nja eingerichteten Lager gefangen gehalten. Constantin Schwarz und sein Sohn Ruwald wurden nach im August 1944 ins Außenlager Dora des KZ Buchenwald weiter deportiert, Die Häftlinge im Lager „Dora“ wurden hauptsächlich im Stollenvortrieb und den untertage gelegenen Werksanlagen der Mittelwerk GmbH eingesetzt, wo vor allem Waffen produziert wurden. Constantin Schwarz starb in diesem Lager am 11. Oktober 1944 im Alter von 44 Jahren. Sein ältester Sohn Ruwald starb am 6. Februar 1945 als 17-Jähriger ebenfalls in „Dora“. Sein Beruf wurde in den Dokumenten mit „Tischlerlehrling“ angegeben. Albert starb im Februar 1945 im KZ Buchenwald, die Zwillinge Fred und Otto wurden im Oktober 1944 in Auschwitz ermordet.
Die Zahl der im nationalsozialistisch besetzten Europa und in den mit Hitler-Deutschland verbündeten Staaten ermordeten Sinti*zze und Rom*nja wird auf eine halbe Million geschätzt. Viele Schicksale sind und bleiben unbekannt. Umso wichtiger ist es, an die Menschen zu erinnern, die in unserer Nachbarschaft lebten und von denen wir wissen.
In Zeiten, in denen offen und unverblümt über „Remigration“ debattiert wird, sind wir dringend aufgefordert, uns gegen Ausgrenzung und Rassismus deutlich zu positionieren. Wir können die Verfolgung, Vertreibung und Ermordung zahlreicher Juden und Jüdinnen, Sinti*zze und Rom*njar, Homosexueller und andere ausgegrenzte Menschen während der Zeit der NS-Diktatur in Deutschland nicht ungeschehen machen, aber wir tragen für unser heutiges (Nicht-)Handeln Verantwortung. Empathie, Solidarität und genaues Hinschauen sind mehr denn je gefragt.
Daher lassen Sie uns gemeinsam am 18.April 2024, 18 Uhr vor der Lerchenstraße 18 an unsere ehemaligen Nachbarn erinnern.
Einlader:innen: St. Pauli Archiv; Bündnis 90/Die Grünen Stadtteilguppe St. Pauli; Pastor Lennart Berndt, Friedenskirche; FC St. Pauli Fanladen; Stefanie Wolpert, Bezirksversammlungsabgeordnete HH-Altona, Grüne; Karin Zickendraht, Bezirksversammlungsabgeordnete HH-Mitte, Grüne; Linke Hamburg-Mitte; SPD Distrikte St. Pauli Nord und St. Pauli Süd; Holger Artus, Initiative Kein Vergessen im Weidenviertel.