Ella Michel wurde über die Schäferkampsallee 29 nach Terezin/Theresienstadt verschleppt. Sie war seit 1938 bis zu ihrer Deportation Krankenschwester im Israelitischen Krankenhaus in Hamburg. Seit September 1942 war das Krankenhaus in der Schäferkampsallee 29. Ella überlebte das KZ Auschwitz und später das KZ Bergen-Belsen. Sie selbst war nie wieder in Hamburg. Sie emigrierte 1946 nach Südamerika und hatte bis zu ihrem Tod in Brasilien ihre Liebe und Heimat gefunden. Ella Michel war nie wieder in Hamburg. Jetzt ist ihre Familie für einige Tage zu Besuch in Hamburg. Die geplanten Stationen.
Familie von Ella Michel zu Besuch in Hamburg
Die Absicht ist, mit der Familie zu den verschiedenen Station des Lebens von Ella Michel in Hamburg zu gehen. Dabei kommt es zu Begegnungen mit den heutigen Nachbarn, zu Gesprächen mit Vertreter:innen der Zivilgesellschaft. Der Gedenkort am Hannoverschen Bahnhof wird besucht wie es im Rathaus zu einer Begegnung mit Vertreter:innen der Politik und Stadt kommt. Geplant ist ein Besuch des heutigen Israelitischen Krankenhaus. Zum Abschluss wird die Familie auf der Kundgebung am 12. Juli 2024 um 17 Uhr vor der Namenstafel der Deportierten vom Juli 1942 vor der Ganztagsgrundschule Sternschanze sprechen.
Alle vier Standorte des Israelitischen Krankenhauses, in denen sie lebte und arbeite, werden besucht: Simon-von-Utrecht-Straße 4, Johnsallee 54, Johnsallee 68 und Schäferkampsallee. Zum Abschluss geht es in Orchideenstieg 14, dem heutigen IKH.
Erste Besuchsstation: Johnsallee 54
Am 5. Juli 2024 wurde die Nachbarschaft um die Johnsallee 54 über den Besuch der Gäste in Szene gesetzt.
Hier die Info: Von September 1939 bis Juli 1942 war das Haus in der Johnsallee 54 Teil des Israelitischen Krankenhauses. 1942 hatte sich deren Zahl an Patienten so verringert, dass das Gebäude in der 54 nicht mehr benötigt wurde, sondern nur noch das Krankenhaus in der Johnsallee 68, der zweiten Station des Besuchs, für die Behandlung, Pflege und Unterbringung des Personals. Am 18. Dezember 1942 wurde die jüdische Gemeinde gezwungen, die Johnsallee 54 an die Stadt Hamburg zu verkaufen.
Was wollen wir hier erzählen?
Die jüdische Gemeinde hatte das damalige Gebäude 1928 von der Stadt erworben. Vor ihrem Haus liegt heute ein Stolperstein für Elisabeth Westfeld (geb. 1898), die von hier am 25. Oktober 1941 nach Lodz/ Litzmannstadt verschleppt wurde und in der Nähe, in Chelmno, vergast wurde. Ich habe in Vorbereitung des Besuchs weitere Mieter:innen aus der Johnsallee 54 gefunden, über die kurz etwas erzählt werden soll. So über Inge Lobenstein (gebr. 1923). Sie war die Tochter des Hausverwalters John Lobenstein, der mit seiner Familie seit 1932 in der Johnsallee 54 wohnte. Inge wurde am 8. November 1941 nach Minsk deportiert und ermordet.
Über Ella Michel müssen wir der Familie nichts erzählen. Etwas sagen wollen wir ihr über andere Krankenschwestern, mit denen sie zusammen gelernt oder gearbeitet hatte. So über Ellen Glück, Martha Dessen oder Gerda Stillschweig. In der 54 wohnte auch der Arzt des Israelitischen Krankenhaus in der Johnsallee 68, Dr. Borgzinner.
Wir werden sehen, ob wir alles erzählt bekommen. Nach dem Aufenthalt vor der 54 wollen wir zur Johnsallee 68 gehen. Hier liegt ein Stolperstein, der an Ella Michel erinnert. Ob Ella Michel, Ellen Glück, Gerda Stillschweig, Martha Dessen oder Dr. Borgzinner – sie alle zogen zusammen als Beschäftigte des Israelitischen Krankenhauses im September 1942 aus der Johnsallee in die Schäferkampsallee 29.
Am nächsten Tag werden wir zur letzten Lebensstation von Ella Michel in Hamburg gehen, der Schäferkampsallee 29. Danach wird es zum historischen Standort des Israelitischen Krankenhauses in St. Pauli, in der heutigen Simon-von Utrecht-Straße gehen, wo es einst erbaut wurde. 1939 musste die jüdische Gemeinde auf Druck der Nazis den Standort aufgegeben. Es kam zum Umzug in die Johnsallee 54/68.