Wir möchten mit Ihnen zu neun Stationen bei uns in den Stadtteilen um den Bahnhof Sternschanze gehen, wo Menschen in der NS-Zeit lebten oder arbeiteten, die sich gegen das Regime stellten, nicht einverstanden waren, Alternativen suchten und ihren Weg der Ablehnung fanden. Sie handelten individuell oder mit anderen zusammen, sie beugten sich nicht. Dafür wurden sie bespitzelt, verfolgt oder ermordet. Ihr familiärer und sozialer Zusammenhalt half ihnen, in schweren Zeiten die Meinung für ein neues Deutschland nicht zu verlieren. Diese Menschen möchten wir Ihnen in dieser Zeitreise vorstellen.
Die Erinnerung an die NS-Zeit, die Behandlung mit ihr wird zu Recht aus der Perspektive der Folgen für die Menschen und ihrer Opfer erzählt. Es macht uns als Nachwelt deutlich, dass wir diese Taten nicht vergessen dürfen. Allein die Tatsache, dass über 1.500 jüdische Menschen über die Schule Schanzenstraße im Juli 1942 deportiert wurden und nur wenige überlebten, macht die NS-Verbrechen hier im Viertel erfühlbar. Wenige kamen auch nach Hamburg, ihrer Heimat, zurück. Über eine möchten wir Ihnen z.B. vor der Bartelsstraße 49 etwas erzählen.
Natürlich steht auch immer die Frage im Raum, warum viele Menschen sich damals auf die Nazis einließen, sich mit ihnen arrangierten und ihre Politik trugen. Unser Rundgang führt vorbei an Orten, wo Nachbarn wohnten, die z.B. einfach mit dem Krieg nicht einverstanden waren und dafür denunziert wurden. Sie werden eine Schülerin der Schule Schanzenstraße kennenlernen, die einen Zwangsarbeiter illegal bei sich in der Amandastraße 85 leben ließ. Sie überlebte.
Die politischen Anti-Hitler Parteien wie die SPD und die KPD gaben ihren Widerstand gegen das Regime in der NS-Zeit nie auf. Wir möchten mit Ihnen zu Orten gehen, wo Parteimitglieder diese Arbeit konkret in der Nachbarschaft organisierten. Es sind einfache Taten, die wir erzählen wollen. Sie werden die Geschichte eines Bauhaus-Künstler kennenlernen, die noch nicht erzählt wurde.
Um der Hetze, der Verfolgung, aber auch der Isolierung zu entgehen, waren Solidarität und das Ringen um die Selbstbehauptung in einer Gemeinschaft eine Antwort. Einige Beispiele sollen sie an ausgewählten Orten zu hören bekommen.
Unseren Stadtteilrundgang wollen wir am 28. Juni 2023 um 17.00 vor der Schanzenstraße 41 starten. In der Weimarer Republik war hier ein Büro der “Weltbühne” von Carl von Ossietzky. Er saß später im KZ Esterwegen und wurde 1938 Opfer des NS-Regimes. Wir wollen den Rundgang vor der Weidenallee 10bc beenden, wo bis 1941 eine jüdische Werkschule war, in der die jungen Leute nicht nur einen Beruf lernten, sondern wo sie in Gemeinschaft zusammenarbeiten, feierten und eine Vorstellung von der Zukunft hatten. Sie werden den letzten noch Lebenden aus dieser Werkschule kennenlernen.
Der Historiker Wolfgang Kopitzsch wird uns begleiten. Angehörige und Nachbarn werden sprechen. Wenn wir Sie für diesen Rundgang gewinnen könnten, würde es uns freuen.
Wir laden Sie dazu ein: Holger Artus, “Kein Vergessen im Weidenviertel”, Gabor Gottlieb, SPD-Fraktionsvorsitzender Hamburg-Eimsbüttel, Ali Mir Agha, Fraktionsvorsitzender Grüne Hamburg-Eimsbüttel, Jan Libbertz, Bezirkssprecher Linke Hamburg-Eimsbüttel, Patrick Müller-Constantin, Abgeordneter der SPD-Fraktion Hamburg-Altona, Cornelia Templin, Abgeordnete Linksfraktion Hamburg-Altona und Stefanie Wolpert, Abgeordneter der Grünen-Fraktion Hamburg-Altona.