Am 27. März 2021 sollen die Stolpersteine vor dem Papendamm 3 im Hamburger Grindelviertel gereinigt werden. 1942 wurden aus dem letzten jüdischen Waisenhaus am Papendamm 3 (heute Martin-Luther-King-Platz) die letzten dort lebenden Kinder sowie deren Betreuerinnen und Erzieher in die Ghettos und Konzentrationslager Auschwitz, Lodz, Minsk, Riga-Jungfernhof und Theresienstadt deportiert und ermordet. Eines von ihnen war Elchanan Jarecki, geboren am 23. Dezember 1936. Er wurde am 19. Juli 1942 über die Schule Schanzenstraße/Altonaer Straße nach Theresienstadt deportiert und ermordet wurde. Es gibt weitere Stolpersteine von Schülerinnen und Schüler, die vor den letzten Wohnadresse liegen. So z.B. von Marion und Wolfgang Emanuel am Heußweg 17.
Diese Aktion im Grindelviertel steht im Zusammenhang mit einer Online-Erinnerung am 8. April 2021 um 17 Uhr im Netz. In einem Live-Stream am 8. April 2021 auf YouTube geht es um einen Brief der damaligen Schulleiterin, Emma Lange, der Schule Schanzenstraße/Altonaer Straße vom 2. April 1942, Emma Lange im Hamburger Schanzenviertel. Sie hatte es abgelehnt, die Schülerinnen und Schüler der Israelitischen Töchterschule aus der Karolinenstraße 35 (Karolinenviertel) aufzunehmen. Es ist ein furchtbarer antisemitischer Brief. Er führte dazu, das 78 junge Menschen ihren Schulunterricht im Waisenheim im Papendamm 3 unter unzumutbaren Bedingungen durchführen mussten. Die „arischen“ Schulen wollten nichts mit der „Judenschule“ zu tun haben. Als am 30. Juni 1942 die jüdischen Schulen auf Anordnung der Nazis geschlossen wurden, war auch der Papendamm 3 davon betroffen.
Im Live-Stream wird auch die wohl älteste noch lebende Schülerin der Israelitischen Töchterschule aus der Karolinenstraße 35, Erika Estis, sprechen. Sie ist 98 Jahre und lebt in New York.
Über die Israelitische Töchterschule
Die Israelitische Töchterschule war eine Schule im Karolinenviertel, die von 1884 bis 1942 bestand. 1981 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und die historische Inschrift rekonstruiert. Eine Gedenktafel an der Fassade wurde 1984 angebracht. 1988 wurde das Gebäude zur Gedenk- und Bildungsstätte umgestaltet. Die Trägerschaft übernahm die Hamburger Volkshochschule. Seitdem finden dort Veranstaltungen im Rahmen politischer Bildung vor allem zu jüdischen Themen statt und es wird durch eine Dauerausstellung über die Geschichte der jüdischen Schulen in Hamburg informiert. 1998 wurde das Gebäude zum Gedenken an Alberto Jonas, den letzten Schulleiter der Schule, in Dr. Alberto Jonas-Haus umbenannt. Die Turnhalle mit Zugang von der Flora Naumannstraße wurde auch renoviert mit der Nutzung als Synagoge und Veranstaltungsraum mit Bühne, als Eingang wurde ein Anbau gebaut.