Heute erinnert im Gewerbehaus im Hinterhof der Weidenallee 10 b/c nichts mehr an die jüdischen Werkstätten, in denen von 1934 bis 1941 Tischler und Schlosser ausgebildet wurden. Seit März 1934 gab es disee Lehrwerkstätten. Ab 1941 fand hier Kriegsproduktion statt, vermutlich von der Schraubenfabrik Wilhelm Schriewer, die nachweislich auch Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter dafür eingesetzt hatte, hergestellt. Zwei Stoplersteine auf der Weidenallee erinnern an Jakob und Theophile Blanari. Beide wurden 1941 nach Minsk deportiert.
Jüdische Ausbilungswerkstätten in Hamburg
In Hamburg gab es in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts die Landwirtschaftsschule Schalom des Bachad in Neugraben, und seit Juni 1932 das Jugendwohnheim (Bet Chaluz) des Hechaluz in der Beneckestraße. Weitere Ausbildungsmöglichkeiten boten seit Juni 1933 eine Tischlerei (Emilienstr.) Für die jungen Juden (14–17 Jahre) bestanden Wohnheime in der Schäferkampsallee (Februar 1936) und Klosterallee (Mai 1937). In den Hamburger Hachschara-Einrichtungen hatten bis 1938 hatten etwa 800 Jugendliche ihre Ausbildung abgeschlossen.
Ausbildungsjahrgang der Schlosser in der Weidenallee 8-10
Jacob Blanari leitete seit 1935 die Lehrwerkstatt für Tischler in der Weidenallee 10a, die im März 1934 von der Deutsch-Israelitischen Gemeinde eingerichtet worden war. Dort gab es auch noch eine Lehrwerkstatt für Schlosser. In zwei Parallel-Kursen wurden 15 Jugendliche über ein Jahr von einem Meister und zwei Gesellen ausgebildet. Die Werkstätten wurden von der Deutsch-Israelitischen Gemeinde unterhalten, um Jugendliche auf eine Auswanderung nach Palästina vorzubereiten.
Das Ende der Ausbildungswerkstätten 1941
Die Deportation der Blanaris bedeutete auch das Ende der jüdischen Tischler-Lehrwerkstatt in der Weidenallee. Der Schauspieler und Tischler Fritz Benscher zog mit den Materialien der Werkstatt in das Kulturgebäude des jüdischen Friedhofs in Stellingen-Langenfelde, wo er die Werkstatt weiter betrieb und Särge herstellte, die von der Gemeinde benötigt wurden.
Im Juni 1939 wurde Georg Brauer als Nachfolger des ausgeschiedenen Alfred Heilbrunn zur Probe als Leiter für die Schlosser-Lehrwerkstatt in der Weidenallee eingestellt. Im Dezember 1940 organisierte er den Umzug der Schlosser-Werkstatt in die neuen Räume beim Schlump 31, nachdem die Räume in der Weidenallee von einem Betrieb der Rüstungsproduktion beansprucht wurden. Ab dem Jahr 1941 wurden die Einrichtungen der Hachschara durch die Nazis ganz aufgelöst oder Zwangsarbeiter dort eingesetzt.
Ein Stolperstein auf der Weidenallee zwischen Haus 12 und 6 erinnert an Josef und Theophile Belnari, der damals die jüdischen Werkstätten leitete.