Über 1.500 jüdische Menschen mussten sich im Juli 1942 in der Schule Schanzenstraße einfinden, um von hier nach Theresienstadt/Terezin in der Nähe von Prag deportiert zu werden. Nur wenige überlebten die Vernichtungsstrategie der Nazis, die „Judenfrage“ zu lösen.. Dieses furchtbare Vorgehen zeigte die schrecklichste Fratze des NS-Regimes und den von ihm praktizierten Antisemitismus.
Bereits mit dem Machtantritt der NSDAP im März 1933 begannen die staatlichen Maßnahmen gegen die politischen Gegner und die jüdischen Menschen. Ab dem 1. April 1933 wurden sie als Lehrer:innen aus den staatlichen Schulen geschmissen und die Ärzte aus den Krankenhäusern vertrieben, wie zum Beispiel aus dem Elisabeth-Krankenhaus im Kleinen Schäferkamp. Aus den Schulen in den Stadtteilen um den Sternschanzen-Bahnhof wie in der Kampstraße 58/60, in der Laeiszstraße im Karolinenviertel oder in der Ludwigstraße im Schanzenviertel wurden sie in der Zeit von April bis September 1933 von der Schulbehörde aus dem Schuldienst entlassen.
Die Israelitische Töchterschule im Karolinenviertel, direkt am Schlachthof im Karolinenviertel gelegen, wurde im Mai 1942 geschlossen, womit der jüdischen Gemeinde ihre Schule geraubt wurde. Ihre Pädagog:innen und 13 Schüler:innen der letzten Abgangsklasse gehörten zu den Deportierten vom 15. und 19. Juli 1942.
Unter den Deportierten vom 15. und 19. Juli 1942 über die Schule Schanzenstraße waren auch Lehrer:innen, die 1933 entlassen oder in ihrem Beruf noch in der Israelitischen Töchterschule gearbeitet hatten. Bis 1942 lebten sie bereits alle in so genannten Judenhäusern, in den umliegenden Vierteln, ob im Grindelviertel oder in Altona-Altstadt. Sie mussten in den Massenunterkünften für jüdische Menschen im Kleinen Schäferkamp 32, der Agathenstraße 3, der Schäferkampsallee 25, 27 und 29, dem Laufgraben 37 neben dem Schröderstift oder der Bundesstraße 43, Ecke Papendamm, leben.
Nach dem Machtantritt der NSDAP der DNVP wurden im April 1933 die bisherigen Schulleitungen abgesetzt und durch langjährige NSDAP-Mitglieder ersetzt. Sie betrieben die „Arisierung“ der Schule, jüdische Schüler:innen waren bis 1936 kaum noch auf staatlichen Schulen. Diese gingen in die Israelitische Töchterschule oder die Talmud Tora- Schule im Grindelhof.
An diese in unseren Wohngebieten einst beruflich engagierten und vom NS-Regime verfolgten Lehrer:innen, die mit zu den Deportierten am 15. und 19. Juli 1942 gehörten, wollen wir in einer Veranstaltung am
Donnerstag, den 29. Juni 2023, um 17:30 in der Aula der Ganztagsgrundschule Sternschanze
erinnern. Vergessen werden sollen auch nicht zwei Schülerinnen der Schule Schanzenstraße: zum einen Laura Rosenberg aus der Vereinsstraße 18, die als Sinti von dem Regime verfolgt und misshandelt wurde. Zum anderen Amalie Bredemeyer aus der Amandastraße 85, die 1944 zu einer Zuchthausstrafe verurteilt wurde, weil sie einen Zwangsarbeiter bei sich leben ließ und mit ihm nach England fliehen wollte.
Hier der Link zum PDF.
Einlader der Veranstaltung sind die Initiative „Kein Vergessen im Weidenviertel“ und die GEW Hamburg.